Im Rahmen der Gedenkwoche für Srebrenica | Graz 2022 fand im Kunsthaus Graz ein bedeutsamer Vortrag mit anschließender Buchpräsentation statt. Unter dem Titel „Srebrenica und die Neuen Rechten in Europa“ diskutierten Sejfuddin Dizdarević und der renommierte Autor und Überlebende Hasan Hasanović aktuelle Entwicklungen rund um das Gedenken an den Völkermord in Srebrenica und die zunehmende Vereinnahmung des Themas durch neue rechte Bewegungen in Europa.
Buchpräsentation: „Srebrenica. Kein Vergessen. Kein Vergeben.“
Ein zentrales Element der Veranstaltung war die Präsentation des Buches „Srebrenica. Kein Vergessen. Kein Vergeben.“ von Hasan Hasanović (ISBN: 9783754311059), das von Sejfuddin Dizdarević aus dem Bosnischen ins Deutsche übersetzt wurde. Das Buch schildert auf eindrucksvolle und bewegende Weise die Geschehnisse in Srebrenica während der Zeit als UN-Enklave. Besonders berührend ist der Bericht über die dramatische Flucht des Autors, bei der er zwei seiner Brüder verlor. Das Werk gilt als wichtiges Zeugnis gegen das Vergessen und als Mahnung für künftige Generationen.
Srebrenica als Narrativ in den Manifesten der neuen Rechten
Im Vortrag wurde eindringlich dargestellt, wie der Völkermord von Srebrenica nicht nur von Rechtsextremen geleugnet, sondern auch von neuen rechten und radikalen weißen Suprematisten in Europa für ihre eigenen Narrative vereinnahmt wird. Sejfuddin Dizdarević zeigte auf, dass sowohl der Attentäter von Utøya (Norwegen) als auch der von Christchurch (Neuseeland) in ihren gewaltverherrlichenden Manifesten ausdrücklich auf die Verbrechen von Srebrenica Bezug nahmen. Die Täter zeigten Faszination an den Gräueltaten an Bosniak:innen und Muslim:innen und versuchten, diese in den Kontext ihrer eigenen Ideologie zu setzen.
Die Verherrlichung des Genozids und das Leugnen der Verbrechen von Srebrenica werden zunehmend Teil der Propaganda neuer rechter Bewegungen in Europa. Der Vortrag sensibilisierte das Publikum für die Gefahr, die von dieser Umdeutung der Geschichte ausgeht.
Kritik an Verharmlosung und Genozidleugnung
Für große Bestürzung sorgte auch die Erwähnung prominenter Persönlichkeiten wie Literaturnobelpreisträger Peter Handke, der durch seine Aussagen und Auftritte an der Seite des verurteilten Kriegsverbrechers Novislav Dajić die Gräueltaten in Srebrenica relativierte und verharmloste. Der Vortragende warnte eindringlich davor, der Leugnung des Genozids und der Glorifizierung von Kriegsverbrechern keinen Raum zu geben.
Ein Aufruf zum Erinnern und zur Wachsamkeit
Die Veranstaltung im Kunsthaus Graz war ein starkes Plädoyer für Erinnerung, Aufklärung und die Verteidigung der historischen Wahrheit. Sejfuddin Dizdarević rief das Publikum dazu auf, dem Leugnen des Genozids in Srebrenica und der Glorifizierung von Kriegsverbrechern entschieden entgegenzutreten. Nur so könne ein würdiges Gedenken an die Opfer erhalten bleiben und die Wiederholung solcher Gräueltaten verhindert werden.
Der Vortrag und die Buchpräsentation im Kunsthaus Graz im Rahmen der Gedenkwoche für Srebrenica 2022 haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig die aktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist. Die Veranstaltung trug maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für die Gefahren von Genozidleugnung und Rechtsextremismus zu schärfen und dem Vergessen entgegenzuwirken.